Steigende Baupreise
Der Bau boomt derzeit in Deutschland. Aktuell kann die Mehrheit der Bauunternehmen auf eine gute Auftragslage und gefüllte Bücher blicken. Nach Jahren der Rezession haben sie endlich die Möglichkeit der Konsolidierung. In der Öffentlichkeit wird die aktuelle Entwicklung der Baupreise hitzig diskutiert. In Ostdeutschland haben sich die Baupreise 2018 zum Vorjahr um 6,9 Prozent erhöht.
Für die aktuelle Entwicklung bei den Baupreisen sieht der Bauindustrieverband Ost verschiedene Ursachen: Der Baumarkt ist ein Markt, der genau wie der Automobil- oder Elektronikmarkt über den Mechanismus Angebot und Nachfrage funktioniert. Viel massiver wirken sich jedoch Steigerungen bei den Rohstoff- und Personalkosten auf die Baupreise aus. Ein Bauprozess ist komplex und benötigt viele Rohstoffe, deren Preise auf dem freien Markt schwanken und sich alleine in den vergangenen 15 Jahren um 55,3 Prozent erhöht haben. Neben den reinen Rohstoffkosten sind aufgrund von Deponieknappheit auch die Kosten für Erdarbeiten überdurchschnittlich stark gestiegen. Auch die Tariflöhne im ostdeutschen Baugewerbe haben sich deutlich nach oben entwickelt. Zwischen 2003 und 2018 stiegen sie um 31,3 Prozent. Personalkosten machen übrigens rund 28 Prozent des Bruttoproduktionswertes im Baugewerbe aus.
Eine genauere Beschäftigung mit den Ursachen der Baupreisentwicklung macht deutlich, dass der gern benutzte Verweis auf die Verknappung der Kapazitäten als Kostentreiber zu kurz gegriffen ist. Richtig ist, dass die Mitgliedsunternehmen im Bauindustrieverband Ost zurzeit eine Auslastung von etwa 90 Prozent erreichen. Dass sich zu wenige Unternehmen an öffentlichen Ausschreibungen beteiligen, liegt jedoch nicht nur an vollen Büchern, sondern vor allem an der fehlenden Attraktivität öffentlicher Aufträge.
Nach einer aktuellen Umfrage unter den Mitgliedsunternehmen im Bauindustrieverband Ost sind die Gründe für den Investitionsstau im Bereich der öffentlichen Infrastruktur vielfältig. Nur 37 Prozent der befragten Unternehmen führen dies auf fehlende Kapazitäten zurück. Die Ursache liegt nach Ansicht der meisten Baufirmen am Vergabeverhalten der öffentlichen Hand, gefolgt von bürokratischen Hindernissen und Personalproblemen in den Bauverwaltungen.
Der Fachkräftemangel in den Bauverwaltungen beeinträchtigt und verlangsamt den kompletten Bauprozess: Angefangen von der Planung, über die Bewertung der Angebote und die Erteilung von Genehmigungen bis hin zur Bauüberwachung. Der jahrelange Sparzwang in den öffentlichen Verwaltungen hat dazu geführt, dass der Staat seine Bauherrenkompetenz immer weniger ausüben
kann.
Weitere Kostentreiber sind die bürokratischen Vergabe- und Ausschreibungsverfahren. Dokumentations- und Nachweispflichten, aufgeblähte Vergabeverfahren und unklare Zuständigkeiten verzögern den Baufortschritt und binden Arbeitszeit, was sich wiederum im Baupreis niederschlägt.
Die Bauindustrie Ost fordert daher eine Rückkehr zum partnerschaftlichen Bauen auf Augenhöhe sowie eine Verstetigung der öffentlichen Bauinvestitionen. Zudem würde eine Entbürokratisierung auch den Bauprozess verschlanken und der Steigerung der Baupreise entgegenwirken.