Situation bei Baustoffen spitzt sich dramatisch zu
Die Lieferengpässe bei Baumaterialien wirken sich dramatisch auf die Bauunternehmen aus. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage des Bauindustrieverbandes Ost e. V. (BIVO) unter seinen Mitgliedsunternehmen. Demnach sind neun von zehn Unternehmen von den gegenwärtigen Lieferengpässen bei Baumaterialien betroffen. Besonders große Probleme gibt es bei der Beschaffung von Kunststoffen (77%), Holz (75%), Stahl (66%) und Dämmstoffen (51%). Aber auch Ziegel, Pflaster, Trapezbleche und Lacke werden zur Mangelware.
Betrugen die Lieferzeiten bisher wenige Tage oder Wochen, müssen sich die Unternehmen mittlerweile auf mehrere Monate einstellen. Einzelne Lieferanten, z. B. beim Holz, haben bereits Auftragsstopps verhängt. In der Regel werden derzeit nur Tagespreise angeboten, längerfristige Bindefristen gibt es nicht. „Das macht die Kalkulation neuer Aufträge zum Himmelfahrtskommando“, konstatiert Dr. Robert Momberg, BIVO-Hauptgeschäftsführer. Die Mangelsituation wirke sich auch auf die Preise auf dem Baustoffmarkt aus. Seit Jahresbeginn sei die Kostenbelastung für Bauunternehmen um 30 Prozent gestiegen.
Gerade bei länger laufenden Bauprojekten fordert der Verband daher öffentliche und private Auftraggeber auf, sogenannte Stoffpreisgleitklauseln zu vereinbaren, um einen gerechten Ausgleich bei Kostensteigerungen zwischen Auftragnehmer und Auftraggeber zu erreichen. Momberg weiter: „Außerdem brauchen wir einen kooperativen Umgang auf Augenhöhe. Dazu gehört auch, dass bei nachweislichen Preiserhöhungen und Bauverzögerungen, die durch die aktuellen Lieferengpässe verursacht wurden, Bauzeitverlängerungen vereinbart werden.“
Bei 64 Prozent der Unternehmen komme es aufgrund der Lieferprobleme bisher zu Bauverzögerungen. Von Baustopps berichtet jedes zehnte Unternehmen. Gerade in der aktuellen unsicheren Konjunkturlage könne die gegenwärtige Situation für einzelne Unternehmen existenzbedrohend werden. Bereits jedes fünfte Unternehmen befürchte konkrete Auswirkungen auf die Auftragssituation und damit auf die Beschäftigungsentwicklung.
Die aktuelle Situation zeige, dass man sich wieder unabhängiger vom Weltmarkt machen und sich stärker auf regionale Lieferketten und Abbaugebiete konzentrieren müsse. Vorhandene Abbaustellen für mineralische Baustoffe, wie z. B. Kies, Sand und Naturstein, müssen erhalten bzw. ausgeweitet werden. Der Genehmigungsstau ist hier enorm und muss dringend abgebaut werden. Außerdem muss die Akzeptanz für Recycling-Baustoffe gesteigert werden, damit diese verstärkt eingebaut werden dürfen. „Uns muss klar sein, dass die Sicherstellung der Rohstoffversorgung ganz zentral ist, um die immensen Bauaufgaben in der Zukunft überhaupt umsetzen zu können“, so Momberg abschließend.
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