Bildungswege: Der grüne Beruf des Wasserbauers
Das Klima ist im Wandel – das ist auch in Deutschland zu beobachten. Die letzten Jahre waren geprägt von Extremwetterlagen, wie Hitzewellen, Dürren aber auch Starkregen. Erst vor wenigen Wochen kam es zu Überschwemmungen und Hangrutschen in NRW, Rheinland-Pfalz aber auch in Teilen der Sächsischen Schweiz und Ostsachsen. Der Beruf des Wasserbauers setzt unter anderem dort an und verknüpft hochtechnisiert viele Bereiche der klassischen Bauwirtschaft. Im Interview für die „Bau im Blick“ berichten die Lehrlinge Laura Vater und Philipp Schubert sowie Ausbilder Maximilian Buttenberg über die Inhalte des Berufs
Diesen und viele weitere spannende Artikel finden Sie in der Ausgabe 03/2021 der "Bau im Blick".
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Herr Buttenberg, wer wird heutzutage Wasserbauer?
Maximilian Buttenberg: Gerade, weil das Berufsbild so viele Bereiche abdeckt, kann man das gar nicht so genau sagen. Wichtig sind gute Mathe- und Physikkenntnisse, da auch Wasserbauer Volumen, Flächen oder Massen ermitteln und Abflussberechnungen durchführen müssen. Interesse an Biologie schadet ebenso nicht, da gerade im Bereich der ingenieurbiologischen Bauweise und dem naturnahen Wasserbau mit Pflanzen gearbeitet wird. So entstehen Lebensräume auch für Tiere, die an und im Wasser leben. Handwerkliches Geschick und die Neugier an Maschinen und Baugeräten sind auch von Vorteil. Dazu kommt, wie bei jedem Bauberuf, eine Grundfitness, da insbesondere bei Beton- aber auch Holzarbeiten teils schwere Materialien bewegt werden.
Beton- und Holzarbeiten? Wozu lernt das ein Wasserbauer?
Maximilian Buttenberg: Der Wasserbauer vereint Grundhandwerkstätigkeiten aus vielen Berufen und spezialisiert sich anschließend. Elemente der Ausbildung zum Zimmerer, Beton- und Stahlbetonbauer, Baugeräteführer aber auch des Straßenbauers sind in der Ausbildung zum Wasserbauer integriert. So ist das Führen von Geräten und Maschinen genauso wichtig, wie die Arbeit mit Natursteinen zur Ufer- und Hangbefestigung. Vielseitigkeit wird bei dem Beruf großgeschrieben.
Laura und Philipp, Ihr findet Euch in der Beschreibung wieder?
Philipp Schubert: Unbedingt! Ich habe nach meinem Fachabitur ein freiwilliges ökologisches Jahr bei der Staatlichen Betriebsgesellschaft für Umwelt und Landwirtschaft gemacht. Schon diese Zeit war sehr abwechslungsreich und naturnah. Das hat mich darin bestärkt mich bei der Landestalsperrenverwaltung für die Ausbildung zum Wasserbauer zu bewerben. Ich bin jetzt im dritten Lehrjahr und arbeite an der Flussmeisterei Dörnthal - bereut habe ich die Entscheidung nicht.
Laura Vater: Die Vielseitigkeit des Berufs hat mich angesprochen. Nach meinem Abitur habe ich kein passendes Studienfach gefunden und bin über eine Ausbildungsmesse zum Wasserbau gekommen. Ich war schon immer technisch und handwerklich interessiert und gern in der Natur. Das verbindet der Beruf des Wasserbauers sehr gut.
Bei der Vielfalt an Aufgaben: Wie sieht eure Ausbildung in der Praxis aus?
Laura Vater: Die Ausbildung setzt sich aus einem Dreiklang aus Tätigkeit im Lehrbetrieb, Unterricht in der Berufsschule und der überbetrieblichen Ausbildung zusammen. Während wir in der Berufsschule theoretische Grundlagen beispielsweise zur Ufersicherung oder dem Pegelwesen erlernen, werden im Überbetrieblichen Ausbildungszentrum Bautzen die praktischen Grundlagen gelegt. Dort lernen wir Mauern, das Verlegen von Bewehrung oder Elemente des Wege- und Straßenbaus. Im Lehrbetrieb, bei uns die Sächsische Talsperrenverwaltung, geht es um die Umsetzung in die Praxis.
Die ganze Welt wird digitaler – ist euer Beruf zukunftssicher?
Philipp Schubert: Davon gehe ich aus. Gerade beim Beruf des Wasserbauers zeigt sich, wie der Klimawandel unser Leben verändert. Der Schutz vor Überschwemmungen und Flutereignissen wird in Zukunft an Bedeutung zunehmen. Durch die Renaturierung der Tagebaulandschaften in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Südbrandenburg entsteht gerade ein großes Betätigungsfeld des Wasserbauers.
Das Element Wasser scheint allgegenwärtig. Ohne Schwimmabzeichen bin ich doch verloren in der Branche, oder?
Maximilian Buttenberg (lacht): Das kann man wohl so sagen. Als Voraussetzung zur Ausbildung muss man ein Gesundheits- und Schwimmzeugnis vorlegen. Wer nicht genug vom Wassersport bekommt, kann im betrieblichen Teil der Ausbildung (je nach Lehrbetrieb) sogar einen Bootsführerschein machen. Wenn es die Auszubildenden doch mal an Land zieht, gibt es auch Möglichkeiten, über die Lehre hinaus einen Kettensägen- und Freischneiderschein zu machen oder auch ein UKW-Sprechfunkzeugnis abzulegen.
Da ist doch sicher für jeden etwas dabei. Vielen Dank für das Interview
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Weitere Informationen zum Beruf des Wasserbauers:
Bau Bildung Sachsen e. V.
Ulrich Lehmann, Bereichsleiter Ausbildung, Berater in der Passgenauen Besetzung
Tel.: 03591 3742-50
E-Mail: u.lehmann@bau-bildung.de
Landestalsperrenverwaltung des Freistaates Sachsen
Markus Gilak, Leiter des Referats „Personal und Organisation“
Tel.: 03501 796-445
E-Mail: markus.gilak@ltv.sachsen.de
Zum Download: