Ausbildung machen - Berufung finden
Auch in konjunkturell schwierigen Zeiten gilt es für die Bauwirtschaft, junge Menschen auszubilden und so die eigene Belegschaft entgegen
dem demografischen Wandel zu stärken. Christina Schwarzer, Geschäftsführerin des BIVO-Mitgliedsunternehmens Hoch- und Tiefbaugesellschaft Wittstock mbH, berichtet für die „Bau im Blick“ von der Mitarbeiterfindung und -bindung in Wittstock/Dosse.
Diesen und viele weitere spannende Artikel finden Sie in der Ausgabe 03/2023 der "Bau im Blick".
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Frau Schwarzer, das neue Lehrjahr ist gestartet. Wie viele Jugendliche konnten Sie für eine Ausbildung in der Bauwirtschaft begeistern?
Christina Schwarzer: Fünf Auszubildende sind bei uns in den Bereichen Tiefbau, Rohrleitungsbau sowie Hochbau in das erste Lehrjahr gestartet. Das freut uns sehr. Der Kampf um junge Fachkräfte ist kein leichter.
Wie waren Sie trotzdem erfolgreich?
Christina Schwarzer: Wir sind als Unternehmen regional verwurzelt und schon lange am Markt. Neben Messen sind wir in Schulen unterwegs und zeigen Bildungswege in unserer Firma auf. Dabei nutzen wir auch das Material der Kampagne BAU – DEIN DING. Wir überlegen auch, mit unserem örtlichen Kino zusammenzuarbeiten und vor Filmen Werbung zu schalten. So erreichen wir die Jugend in Wittstock direkt.
Ist Ihnen die regionale Verwurzelung der Jugendlichen sehr wichtig?
Christina Schwarzer: Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Auszubildende aus Wittstock und Umgebung auch nach der Ausbildung länger bei uns bleiben und einen Mehrwert für das Unternehmen bringen. Es geht darum, sein Umfeld zu gestalten. Wenn die Auszubildenden bereits in der Region aufgewachsen sind und beispielsweise die Straße zur ehemaligen Schule sanieren, ist das Erfolgserlebnis deutlicher größer, als wenn sie aus dem Ballungsraum Berlin kommen und keinen Bezug dazu hätten.
Welche Rolle spielen bei Ihnen die sozialen Medien?
Christina Schwarzer: Bisher noch eine kleine. Uns ist bewusst, dass bei den Jugendlichen nichts ohne Instagram oder TikTok läuft und man auch als Unternehmen dort präsent sein muss. Wir wissen aber auch, dass wir den Jugendlichen auf Augenhöhe begegnen müssen. Als Geschäftsleitung sollte ich dort seltener auftreten, sondern vielmehr einen unserer Auszubildenden sprechen lassen, der den potenziellen Bewerbern von seinem Tag auf der Baustelle berichtet. Unseren „Influencer“ suche ich noch. Authentizität ist dabei das Schlagwort.
Wir gehen vom Idealfall aus: TikTok-Video gesehen, beworben, Ausbildung gemacht und mit Bestnote ausgelernt. Wie schaffen Sie es, dass die Fachkraft bei Ihnen im Unternehmen bleibt?
Christina Schwarzer: Nach der Mitarbeiterfindung kommt die Mitarbeiterbindung. Da hören wir sehr gut zu und versuchen, individuell zu fördern. Wir bieten Leasingfahrräder an und versuchen, möglichst Aufträge vor Ort zu generieren, sodass mehrtägige Montagefahrten die Ausnahme bleiben. Sollte ein Auftrag doch einmal eine längere Anreise mit Übernachtungen erfordern, zahlen wir einen Tagesbonus über den Verpflegungszuschuss hinaus. Die Kolonne entscheidet sich, während Montagefahrten meist Montag bis Donnerstag länger zu arbeiten, damit der Freitag frei ist. Die vielzitierte Work-Life- Balance ist heutzutage sehr wichtig.
Die Bauwirtschaft gerät gerade konjunkturell in schweres Fahrwasser. Denken Sie, dass der demografiebedingte Generationenumbruch in der Belegschaft auch unter diesen Vorzeichen gelingen kann?
Christina Schwarzer: Als Bauunternehmen werden wir weiter ausbilden und Facharbeiter einstellen, um Mitarbeiter, die in Rente gehen, nachzubesetzen. Ein „Gesundschrumpfen“ sehe ich derzeit in der Branche nicht. Schlussendlich bewerbe ich mich weiterhin auf Aufträge mit einem gleichbleibenden Niveau an Mitarbeitern. Sollte ich jetzt auf die Einstellbremse treten, fehlen mir in konjunkturell besseren Zeiten personelle Kapazitäten. In der Region gibt es einige Großkunden, die auch derzeit unter schwierigen Bedingungen entgegen dem Trend bereit sind zu investieren. Unsere Auftragslage sieht so auch zukünftig gut aus, sodass die Voraussetzung geschaffen ist, dass unsere Personalabteilung weiterhin im Kampf um die Fachkräfte von morgen bestehen kann.
Wir wünschen Ihnen viel Erfolg dabei. Herzlichen Dank für das Gespräch.
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Weitere Informationen zu Hoch- und Tiefbaugesellschaft Wittstock mbH:
Geschäftsleitung:
Dipl.-Ing. Uwe Schedel
Dipl.-Ing. André Basedow
Dipl.-Betrw. Christina Schwarzer
Tel.: 03394 4765-0
E-Mail: info@htw.de
Hoch- und Tiefbaugesellschaft
Wittstock mbH
Pritzwalker Straße 12
16909 Wittstock/Dosse
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